Seit der Planung der festen Beltquerung und ihrer Hinterlandanbindung wird viel über die Zukunft der Bäderbahn diskutiert. Wie sieht aber ihre Vergangenheit aus und wie ist sie entstanden? Dieser Frage widmet sich der Referent und Autor Hans-Harald Kloth. Am Mittwoch, den 4. September 2024, hält er um 18.00 Uhr auf Einladung des Ge- meinnützigen Bürgervereins Bad Schwartau in der Mensa des Gymnasiums Mühlenberg einen ca. 75-minütigen Vortrag mit Bildern zur Geschichte der ostholsteinischen Bäderbahn.
Bereits die Planung und der Bau der Bäderbahn waren langwierig und kompliziert. 1909 wurde die Lübeck-Neu- städter Eisenbahn AG gegründet. Im gleichen Jahr bildete sich in Lübeck ein deutsch-dänisches Komitee zwecks Förderung einer internationalen Eisenbahnverbindung, der sogenannten Fehmarnroute von Hamburg über Lübeck, Fehmarn, Laaland nach Kopenhagen. Diese Fehmarnroute musste aus Sicht der Königlich Preußischen Eisenbahndirektion Altona unbedingt verhindert werden, da sie die privaten Konkurrenten (Lübeck-Büchener Eisenbahnge- sellschaft, Eutin-Lübecker Eisenbahngesellschaft, Lübeck-Neustädter Eisenbahn AG und Kreis Oldenburger Eisen- bahngesellschaft) begünstigt hätte. Daher versagte Preußen der Lübeck-Neustädter Eisenbahn AG die beantragte Konzession und entschloss sich, die Bäderbahn selbst zu bauen, um das „Heft des Handelns“ zu behalten.
Als 1913 der Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Oldenburg und dem Königreich Preußen zum Bau der Bäderbahn durch die Preußische Staatsbahn geschlossen wurde, setzte man den Baubeginn auf den Herbst 1914 fest. Doch am 1. August 1914 begann mit dem Ersten Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Als 1919 endlich Frieden herrschte, konnte die junge Weimarer Republik, die unter den Kosten des verlorenen Krieges litt, den geplanten Bahnbau aus finanziellen Gründen nicht sofort realisieren. Erst 1925 fanden die feierlichen Teileröffnungen von Bad Schwartau bis Haffkrug und am 31. Mai 1928 die Inbetriebnahme der Reststrecke Haffkrug – Neustadt (H) statt.
Im Vortrag werden neben der Entstehung der Bäderbahn anschaulich die Bahnanlagen, der Betrieb und Fahrzeugeinsatz von den Anfängen bis 1963 erläutert. Die verdeutlichten Wechselbeziehungen zwischen Eisenbahn und Wirtschaftsraum geben überraschende und spannende Einblicke in die Geschichte Ostholsteins. Aufnahmen aus der Zeit, als mit Eröffnung der Vogelfluglinie 1963 die einst beschauliche Bäderbahn der 1930-iger Jahre zur „Rollbahn“ für den internationalen Durchgangsverkehr wurde, runden den Vortrag ab.
Der Referent Hans-Harald Kloth wurde während seiner Kindheit, die er von 1947 bis 1961 auf dem Bahnhof Ahrensbök verbrachte, vom „Eisenbahn-Virus“ infiziert. Seit 60 Jahren beschäftigt er sich mit den Eisenbahnen in Ostholstein. Neben Veröffentlichungen hat er mehrere Sonderausstellungen kuratiert, u. a. im Rathaus Ahrensbök (1986), im Ostholstein-Museum Eutin (1991, 1998 und 2008) und 2018 im zeiTTor-Museum Neustadt (H). Sein Buch "Die ostholsteinische Bäderbahn Bad Schwartau – Neustadt (Holstein) – Von der Planung bis zur Eröffnung der Vogelfluglinie" ist im Herbst 2023 im BahnWerk-Verlag erschienen. Es bietet sehr umfangreich überwiegend historische Fotos in bester Qualität und darüber hinaus eine Vielzahl an im Original abgedruckten bzw. neu gezeichneten Gleisplänen, Tabellen, Kursbuchauszügen, Grafiken sowie Faksimiles historischer Dokumente. Das Buch ist geschrieben für Eisenbahnfreunde und für heimatkundlich am Raum Ostholstein nteressierte Leser. Das Buch kann am Abend auf Wunsch mit Signatur erworben werden.